Zara – Die Vorteile einer agilen Beschaffung / Lieferkette
Wie eine agile Lieferkette zu nachhaltigem Wettbewerbsvorteil führt
Während Unternehmen ihre Lieferketten vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie sowie des wachsenden Drucks zu einer verbesserten Nachhaltigkeit neu bewerten, können im Rückblick einige Lehren gezogen werden. Am 7. September 2016 wurde eine relativ unbekannte Person zwei Tage lang zum reichsten Mann des Planeten, bevor Bill Gatesseinen Platz erneut einnahm (und ihn vor Kurzem an Jeff Bezos abgeben musste). Der Mann heißt Amancio Ortega, und die Journalisten waren überrascht, als sie herausfanden, dass er der Gründer der Einzelhandelskette Zara ist.
Auffallend am Erfolg von Zara ist, dass sich die Marke immer wieder den Regeln und Konventionen der Modeindustrie widersetzt. Die Verantwortlichen geben nur wenige Interviews und investieren keine großen Summen in Werbung oder Öffentlichkeitsarbeit. Die Marke hat auch immer einen unkonventionellen Ansatz für ihre Lieferkette gewählt, der den Supply-Chain-Führungskräften von heute interessante Erfahrungen bietet.
Zara & Fast-Fashion
Zara‘s Erfolg ist nicht zuletzt auf eine sehr schnelle Markteinführung zurückzuführen, die wirklich dem Prinzip „Fast-Fashion" entspricht. Fast-Fashion ist ein Geschäftsmodell, mit dem neue Trends so schnell und kostengünstig wie möglich auf den Markt gebracht werden. Und obwohl Zara auch in vielen anderen Bereichen ein Sonderfall ist, lag es in Wirklichkeit an seiner agilen Lieferkette, die es dem Unternehmen ermöglicht hat, eine der profitabelsten Modemarken der Welt zu werden und Jahr für Jahr ein schnelles Wachstum zu erzielen. Noch wichtiger ist, dass der Ansatz von Zara, eine agile Supply Chain aufzubauen, recht interessante Aspekte aufweist.
Zara‘s Lieferketten-Ansatz
Der Schlüssel zu Zara‘s Fähigkeit, eine agile Lieferkette aufzubauen, beruht auf den folgenden einzigartigen Ansätzen:
- Beschaffungsmethodik: Das Beschaffungsteam von Zara konzentriert sich nicht auf die Anzahl der fertigen Kleidungsstücke, sondern auf die Menge der Rohstoffe, die zur Herstellung der Kleidung benötigt werden. Dies trägt zur Abfallvermeidung bei, da man Stoffe wiederverwenden kann, aber Kleidungsstücke, die nicht die Erwartungen erfüllen, nicht weiterverkauft werden können. Ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man Nachhaltigkeit parallel zur Kostensenkung verbessern kann.
- Intensive Zusammenarbeit: Die Lieferanten befinden sich alle in der Nähe der Betriebe von Zara und arbeiten eng mit ihnen zusammen, so dass Zara auf der Basis des täglichen Bedarfs bestellen kann.
- Produktions-Feedback: Jeden Tag übermitteln die Filialleiter das Kundenfeedback an die Marktspezialisten, die die Informationen dann an die Produktions- und Designabteilungen weiterleiten. Diese direkte Feedback-Schleife ermöglicht eine schnelle und agile Reaktionsfähigkeit auf die Marktanforderungen.
- Lokale Fertigung: Die Marke Zara präsentiert einen deutlich anderen Ansatz als ihre Konkurrenten. Anstatt die Produktion in Asien oder Osteuropa auszulagern, entschied sich das Unternehmen, seine Produkte in Galicien herzustellen. Zwar könnte in anderen Regionen eine kostengünstigere Produktion erreicht werden, jedoch wiegen die kürzere Time-to-Market-Zeit, die reduzierten Transportkosten und die geringe Anfälligkeit gegenüber Zoll- und Politikänderungen diesen einen Faktor auf. Dadurch verringert sich das allgemeine Versorgungsrisiko, da die Risiken enger gefasst sind als bei ausgedehnteren, globalen Lieferketten. Es trägt auch dazu bei, die gesamte Kohlenstoff-Bilanz durch eine erhebliche Reduzierung der Transportlogistik zu verringern.
- Kapazitätsreserven: Zara hält freiwillig bis zu 85 % seiner Anlagen ungenutzt, um optimal auf Nachfrageänderungen in der ganzen Welt reagieren zu können. Ein weiterer interessanter Ansatz, ganz anders als bei den Wettbewerbern, die bestrebt sind, die Betriebsauslastung zu maximieren.
- Nachfrageprognose: Zara profitiert von hocheffizienten Bestandsmanagementmodellen, mit deren Hilfe die genaue Menge der für jedes Geschäft benötigten Artikel ermittelt werden kann. Sie versenden zweimal pro Woche sehr kleine Chargen. Infolgedessen entsteht ein Gefühl der Warenknappheit, es gibt nur sehr wenige unverkaufte Artikel, und wenn das Experiment fehlschlägt, bleibt (dank der extrem reaktionsschnellen Lieferkette) viel Zeit, um andere, unterschiedliche Stile auszuprobieren. Dies ist wahrscheinlich der Grund, weshalb Zara fast jedes Mal das richtige Produkt auswählen kann.
Der Ansatz von Zara ist sicherlich unkonventionell, hat dem Unternehmen jedoch gute Dienste erwiesen. Supply-Chain-Führungskräfte sollten überlegen, ob bestimmte Aspekte für ihr Unternehmen ebenso geeignet sind wie für Zara. Aber angesichts des wachsenden Drucks nach agileren, stabileren und nachhaltigeren Lieferketten bietet Zara sicherlich interessante Erfahrungen, die es zu berücksichtigen gilt.
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